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cybertrek
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Verfasst am:
05.08.2024, 13:46
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@Valok: Wie bewertest du diese Beschreibung? Grundsätzlich können aber noch einzelne Punkte weiter detailliert abgefragt werden.
Technische Beschreibung der Funktionsweise des Europäischen Zugsicherungssystems ETCS
1. Überblick über ETCS
Das Europäische Zugsicherungssystem (European Train Control System, ETCS) ist ein standardisiertes System zur Zugbeeinflussung und Zugsicherung, das im Rahmen des Europäischen Eisenbahnverkehrsleitsystems (ERTMS) entwickelt wurde. Ziel von ETCS ist es, die Interoperabilität des europäischen Schienenverkehrs zu verbessern und nationale Zugsicherungssysteme zu harmonisieren. ETCS stellt sicher, dass Züge sicher und effizient betrieben werden, indem es eine kontinuierliche Überwachung der Zuggeschwindigkeit und -position ermöglicht.
2. Systemarchitektur
ETCS besteht aus zwei Hauptkomponenten:
Onboard-Komponenten (Zugseitig): Diese beinhalten die Onboard Unit (OBU), welche die Fahrzeuggeräte, das ETCS-Fahrzeuggerät und die zugehörige Software umfasst. Die OBU kommuniziert mit den Streckenkomponenten und verarbeitet die empfangenen Daten, um den Zug zu steuern.
Trackside-Komponenten (Streckenseitig): Diese umfassen Balisen, Funkblockzentralen (Radio Block Center, RBC) und Signaleinrichtungen, die entlang der Strecke installiert sind. Die Trackside-Komponenten überwachen die Zugbewegungen und senden notwendige Informationen an die Onboard-Komponenten.
3. ETCS Level
ETCS ist in verschiedene Betriebsstufen (Level) unterteilt, die unterschiedliche Grade der Zugüberwachung und Kommunikation ermöglichen:
ETCS Level 1: Dieser Level verwendet fest installierte Balisen entlang der Strecke, um den Zug mit Streckeninformationen zu versorgen. Die Überwachung der Zugbewegungen erfolgt durch die punktuelle Kommunikation zwischen den Balisen und der OBU.
ETCS Level 2: Bei Level 2 erfolgt die Kommunikation zwischen dem Zug und der Infrastruktur kontinuierlich über GSM-R (Global System for Mobile Communications - Railway). Die RBC empfängt die Zugposition und sendet Streckeninformationen und Fahrterlaubnisse an den Zug. Balisen dienen hauptsächlich zur Kalibrierung der Zugposition.
ETCS Level 3: In diesem Level wird das Konzept der beweglichen Blockteilung eingeführt, bei dem keine festen Blockabschnitte mehr existieren. Die Zugposition wird kontinuierlich überwacht, und die Mindestfolgezeit zwischen den Zügen kann erheblich reduziert werden, was die Streckenkapazität erhöht.
4. Datenkommunikation
Die Datenkommunikation im ETCS-System ist ein kritischer Aspekt, der die Sicherheit und Effizienz des Bahnverkehrs gewährleistet. Die Kommunikation erfolgt über verschiedene Technologien und Kanäle, die speziell für den Bahnbetrieb ausgelegt sind.
Balisen (Eurobalises): Diese passiven Transponder, die entlang der Strecke im Gleisbett installiert sind, dienen als ortsbezogene Nachrichtenpunkte. Jede Balise ist mit spezifischen, fest programmierten Informationen versehen, wie z. B. Signalstellungen, Streckenbeschaffenheit, Geschwindigkeitsbeschränkungen und andere sicherheitskritische Daten. Beim Überfahren einer Balise wird die Nachricht durch den Balisen-Transmission Module (BTM) an die OBU übertragen. Es gibt zwei Arten von Balisen: fest codierte Balisen (Festbalisen) und umprogrammierbare Balisen (Schaltbalisen). Festbalisen enthalten statische Informationen, während Schaltbalisen dynamische Daten von der Streckeninfrastruktur empfangen und an den Zug weiterleiten.
Euroloop: Euroloop ist ein verlängerter Kommunikationskanal, der in Level 1 eingesetzt wird, um kontinuierliche Datenübertragung zu gewährleisten. Es ermöglicht dem Zug, während der Fahrt Informationen zu empfangen, die über die Daten einer einzelnen Balise hinausgehen. Dies ist besonders wichtig, wenn ein Zug sich einer Gefahrenstelle oder einem Signal nähert, sodass fortlaufend aktuelle Informationen bereitgestellt werden können.
GSM-R (Global System for Mobile Communications - Railway): GSM-R ist ein dediziertes, digitales Mobilfunknetz, das speziell für den Bahnverkehr entwickelt wurde. Es basiert auf dem GSM-Standard, ist jedoch für die besonderen Anforderungen des Eisenbahnverkehrs optimiert, wie z. B. hohe Verfügbarkeit, Sicherheit und Priorisierung des Sprach- und Datenverkehrs. In ETCS Level 2 und 3 wird GSM-R für die kontinuierliche Kommunikation zwischen dem Zug und der RBC genutzt. Diese Kommunikationsstrecke erlaubt es der RBC, Echtzeitinformationen über die Zugposition zu erhalten und Fahrterlaubnisse sowie Geschwindigkeitsvorgaben an den Zug zu übermitteln. Das System verwendet einen paketvermittelten Datenkanal (GPRS oder EDGE) für Datenübertragungen sowie eine Leitungsvermittlung für Sprachkommunikation und sicherheitskritische Befehle.
EuroRadio: Als Sicherheitsprotokoll innerhalb von GSM-R sorgt EuroRadio dafür, dass alle übermittelten Daten verschlüsselt und authentifiziert sind. Dies gewährleistet die Integrität und Vertraulichkeit der Kommunikation zwischen Zug und Infrastruktur.
Leaky Coaxial Cable (Strahlkabel): Dieses Kommunikationsmedium kann in Tunnelabschnitten verwendet werden, wo GSM-R-Signale nicht zuverlässig übertragen werden können. Das Strahlkabel fungiert als eine Art verlängerter Antenne, die entlang des Tunnels verlegt wird und kontinuierliche Kommunikationsverbindungen ermöglicht.
5. Funktionsweise
Die Funktionsweise von ETCS basiert auf einer hochgradig automatisierten und integrierten Überwachung und Steuerung der Zugbewegungen, wobei die Onboard Unit (OBU) eine zentrale Rolle spielt. Die OBU sammelt kontinuierlich Daten von verschiedenen Sensoren und Kommunikationskanälen, um die Position und Geschwindigkeit des Zuges präzise zu ermitteln und sicherzustellen, dass der Zug innerhalb der zulässigen Parameter operiert.
Positionsermittlung: Die OBU verwendet eine Kombination aus verschiedenen Technologien zur Positionsermittlung, darunter Tachometer, Radgeber und die durch die Balisen gelieferten Datenpunkte. In Level 2 und 3 wird diese Positionsbestimmung durch regelmäßige Standortmeldungen an die RBC über GSM-R ergänzt. Die OBU nutzt die Daten der Balisen zur Kalibrierung der Tachometermessungen und zur Bestimmung der genauen Position des Zuges auf der Strecke.
Geschwindigkeitsüberwachung und Bremswegkalkulation: Basierend auf den empfangenen Daten von Balisen, RBC und anderen Streckenkomponenten berechnet die OBU die zulässige Höchstgeschwindigkeit des Zuges und die erforderlichen Bremswege. Hierbei wird die dynamische Bremskurve berechnet, die die aktuellen Zugparameter (z. B. Gewicht, Bremsleistung) und die Streckenverhältnisse berücksichtigt. Falls der Zug die berechnete Geschwindigkeitsgrenze überschreitet, erfolgt zunächst eine Warnung an den Lokführer. Wenn keine angemessene Reaktion erfolgt, leitet die OBU eine automatische Bremsung ein, die im Extremfall zu einer Zwangsbremsung (Emergency Brake) führt.
Bewegliche Blockteilung (Moving Block): In ETCS Level 3 wird das Konzept der beweglichen Blockteilung eingeführt, bei dem der Blockabstand nicht mehr festgelegt ist, sondern dynamisch in Abhängigkeit von der Zugposition angepasst wird. Dies erfordert eine kontinuierliche Kommunikation zwischen Zug und RBC, um die genauen Positionen der Züge zu überwachen und Sicherheitsabstände zu berechnen. Die RBC berechnet den Mindestabstand zu vorausfahrenden Zügen und passt die Fahrterlaubnisse entsprechend an. Diese dynamische Blockteilung ermöglicht eine effizientere Nutzung der Streckenkapazität und eine höhere Zugfolge.
Sicherheitsmechanismen und Fehlerhandling: Das ETCS-System verfügt über mehrere Redundanzen und Sicherheitsmechanismen, um Fehlfunktionen zu erkennen und angemessen zu reagieren. Bei einem Kommunikationsausfall zwischen Zug und RBC oder einem Hardwarefehler in der OBU wechselt das System in einen sicheren Zustand, der in der Regel eine Geschwindigkeitsreduktion oder ein vollständiges Anhalten des Zuges vorsieht. Die OBU ist zudem so programmiert, dass sie alle sicherheitskritischen Entscheidungen unabhängig von externen Systemen treffen kann, um maximale Sicherheit zu gewährleisten.
Fallback-Modi: Bei Ausfall von GSM-R oder anderen Kommunikationskanälen kann ETCS in bestimmten Situationen auf einen Fallback-Modus umschalten, der auf lokaler Zugsteuerung basiert, z. B. durch Nutzung von Baliseninformationen allein (wie in Level 1). Dies stellt sicher, dass der Zugverkehr weiterhin sicher abgewickelt werden kann, auch wenn die primäre Kommunikationsverbindung unterbrochen ist.
Durch die Kombination dieser Techniken und Systeme ermöglicht ETCS eine hochpräzise Überwachung und Steuerung des Zugverkehrs, die sowohl die Sicherheit als auch die Effizienz des Bahnverkehrs erheblich verbessert.
_________________ "Wenn es ein Wunder gibt, heißt es McLane"
(Raumpatrouille Orion, 1966)
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