Conelly
Captain
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Verfasst am:
21.04.2004, 12:20
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Corona-Kolumne: Tun Sie uns einen Gefallen, Mr. Berman!
Moin!
Habe eben beim Durchblaettern des neuen Corona-Newsletters diese Kolumne von Mike Hillenbrand entdeckt, die wohl den meisten hier aus dem Herzen spricht.
Zitat: |
Was macht ein erwachsener Familienvater, wenn Frau und Kinder über die Ostertage einen (verdienten) Kurzurlaub antreten? Kümmert er sich um den liegen gebliebenen Papierkram? - Nein! - Mäht er den Rasen und trimmt die Übergänge zu Terrasse und Wegen? - Auch nicht! - Entspannt er sich bei ausgedehnten Spaziergängen und - Vorsicht, juveniles Machogedankengut! - gemütlichen Treffen mit Freunden und Kumpels aus alten Tagen? Naja, fast ...
Bajoranischer Fernsehmarathon
Nach der als richtig und gerne bedachten Würdigung des religiösen Hintergrunds dieses Festes, hat sich besagter Familienvater und Autor dieses Textes tatsächlich auf sehr juvenile Art und Weise verhalten und die "sturmfreie" Bude genutzt, um so richtig die Sau rauszulassen. In einer Art DVD-Marathon hat er sechszehn Folgen der Serie "Star Trek: Deep Space Nine" hintereinander weg geschaut und sich dabei königlich amüsiert. Es war Karfreitag, das Wetter war schlecht, die Wohnung warm und das Programm, das der DVD-Player inmitten dieses rein vom Wetter her eher unschönen Feiertages anbot, erwies sich als zu verlockend, als dass ich hätte widerstehen können.
"Star Trek: Deep Space Nine" ist von jeher einer meiner Lieblinge im "Star Trek"-Universum. Zwar mag ich auch die Abenteuer von Captain Picard und Co., aber Commander respektive Captain Sisko ist einfach irgendwie ... cooler. Vor allem Staffel Vier hat es mir angetan, während ich das sechste Jahr als eher unterdurchschnittlich empfinde.
Nichtsdestotrotz ist die Serie das SF-Highlight der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts und mit ausreichend ... Mineralwasser und Schnittchen *zwinker* ... bewaffnet, verfolgte ich die Einsätze der Defiant, den Krieg gegen das Dominion, den Tod von Jadzia Dax und die Gottwer^h^hProphetwerdung des Abgesandten in der letzten Folge der Serie.
Fiebrige Phantasien von Raumstationen und großen Leinwänden
Es mag an dem Schnittchenkonsum gelegen haben oder vielleicht auch an der starken visuellen Reizung meines interkolumnendalen Kortex, aber die Nacht auf den folgenden Samstag war nicht von entspannter Ruhe gekrönt. Tatsächlich waberten Fetzen von vermeintlichen Filmsequenzen durch meinen Schädel, zeigten mir eine brav durch die Nacht fliegende Enterprise NX-01, einen störrisch "Ich werde nie wieder Picard spielen!"-aufsagenden Patrick Stewart und einen William Shatner, der sich als Initiator der "Bring Kirk back!"-Kampagne entpuppte. Und während ich mich unruhig von der einen auf die andere Seite wälzte und mich im Traum vergeblich davor zu drücken versuchte, mit Bill Shatner über Pferde zu sprechen, erschien mir plötzlich ER.
Nein, es war nicht Gottes Sohn, der für uns am Kreuz gestorben ist, sondern lediglich der Herr über das "Star Trek" der letzten Dutzend Jahre, der da munter in meinen unruhigen Schlaf tapste. Und während er da so lang lief, wurde mir plötzlich klar, dass ich ihm etwas sagen musste. Interessanterweise waren es nicht etwa die typischen Sätze, die man von einem Roddenberry-Anhänger wie mir hätte erwarten dürfen. Ich rief nicht "Erschieß Dich!" oder "Mach Dich vom Acker!". Ich bewarf ihn auch nicht mit faulen Tomaten oder legte ihm nahe, sich von Joss Whedon oder JMS ablösen zu lassen. Ich ging einfach nur auf ihn zu und sagte: "Mr. Berman, bitte bringen Sie "Deep Space Nine? zurück."
"Ich will wieder an das Wurmloch!"
Ich erwachte am nächsten Morgen, fühlte mich nicht unbedingt ausgeruht, eher etwas gerädert, aber mir waren zwei Dinge sehr, sehr klar. Erstens: Ich brauchte dringend einen großen schwarzen Kaffee. Und zweitens: Ich möchte - allen betriebswirtschaftlichen Erwägungen, dem gesunden Menschenverstand und sonstigen realistischen Erwägungen zum Trotz - wissen, wie es bei "Star Trek: Deep Space Nine" weitergeht. Und plötzlich überkam mich die Erkenntnis: Der Fan in mir war wieder erwacht.
Dem Fan in mir ist es egal, ob es sich um einen Kino-, einen Fernsehfilm oder gar eine Mini-Serie handelt, ihm ist nur eines klar: Diese Serie hat noch kein Ende gefunden! Pah-Geister hin, Dominion-Krieg her - die Mission des Commander Benjamin Lafayette Sisko war die Mitgliedschaft Bajors in der Föderation. Und die ist eindeutig noch nicht gegeben.
Die "Next Generation" hatte im Kino ihre Chance. Das "Raumschiff Voyager" ist wieder zu Hause angekommen - und Captain Archer muss erst noch beweisen, dass er in Wirklichkeit nicht ein temporales Paradoxon darstellt. Einzig "Deep Space Nine" hat das Potenzial und die Charaktertiefe, fortgeführt zu werden.
"Faith of the Heart"
Darum mein Aufruf aus tiefstem "Star Trek"-Herzen: Denken Sie nicht über irgendwelche mysteriöse Kino-Trilogien nach. Entdecken Sie Bewährtes - dass können Sie doch eh so gut, Mr. Berman! Gut, Sie wollen Ihren Stuhl nicht aufgeben. Das kann ich ja sogar irgendwie verstehen. Aber dann versuchen Sie auch bitte nicht, irgendetwas Hochinnovatives zu erfinden. Das geht ja doch in die Hose. Schauen Sie sich einfach nur um, das Gute liegt so nahe! Schaffen Sie Sisko zurück aus dem Wurmloch in die Raumstation am Rande der bekannten Galaxis.
Tun Sie uns allen doch wenigstens den Gefallen. |
Gruss B.
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