cybertrek
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Verfasst am:
28.02.2015, 21:16
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House of Cards (BBC)
Aufmerksam gemacht durch einen Eintrag auf irgendso einer österreichischen Blog-Seite habe mir vor kurzem die Trilogie-Box von "House of Cards" gekauft. Damit ist jetzt nicht die aktuelle Netflix-Serie mit Kevin Spacey gemeint, sondern das Original der BBC aus den 90er Jahren.
Kurz zum Verständnis: Trilogie bedeutet, dass es sich hierbei um 3 Mini-Serien handelt, welche 1990, 1993 und 1995 von der BBC ausgestrahlt wurden. Die 3 Teile bestehen zu jeweils 4 Episoden, in denen die Machtergreifung und den Machterhalt von Francis Urquhart (FU) - einem britischen Regierungsmitglied - dargestellt wird.
Teil 1 (Episoden 1-4)
Nachdem die ersten 30 Minuten überstanden sind, in denen ich mich erst an den Bruch der 4. Wand gewöhnen musste, kippte ich regelrecht in die Story hinein. Die Machtergreifung von Urquhart ist spannend aber in meinen Augen etwas wenig subtil. Ist wohl auch der Schnelligkeit geschuldet, denn mit nur 4 Episoden kann man keinen langsamen Aufbau bewerkstelligen. Dennoch ist es spannend anzusehen. Die Charaktere sind zahlreich aber überschaubar. Interessant fand ich auch die dargestellte Entwicklung seinerseits vom enttäuschten Politiker, welchem die Beförderung in ein höheres Regierungsamt verwehrt wurde, zum Mörder, welcher alles unternimmt um sein Ziel zu erreichen. Am Ende wird man als Zuseher mit der Frage zurückgelassen, ob Urquhart tatsächlich so kaltblütig ist.
Beim üblichen Bewertungssystem würde ich hier 4 Sterne geben.
Teil 2 (Episoden 5-8 )
Im zweiten Teil der Trilogie stößt Urquhart mit dem neuen König zusammen, welcher sich als Idealist entpuppt, der sich in die Realpolitik aktiv einbringen möchte. Damit steht er natürlich im Konflikt mit Urquhart, welcher alleine die Zepter der Macht in den Händen halten möchte. Der Premierminister kämpft unterdessen innerlich mit den Erfahrungen aus dem ersten Teil, welche ihn scheinbar doch stärker belasten als er sich selbst zugestehen möchte. Auf der anderen Seite ist er auch jetzt kaltblütig, rücksichts- und kompromisslos im Erreichen seiner Ziele. Und auch hier geht er über Leichen.
Diese 4 Episoden haben mich leider überhaupt nicht überzeugt und sind auch voll von Logikschwächen. Mag sein, dass die Rücksichtslosigkeit der Politik gut getroffen ist, aber die Situationen mit denen sie dargestellt wird sind zu sehr vereinfacht. Damit meine ich, dass die Handlungen so wie sie gezeigt wurden wohl kaum tatsächlich stattfinden können. Teilweise wurden es den Charakteren in ihren Handlungen zu einfach gemacht.
3 Sterne
Teil 3 (Episoden 9 bis 12)
Der dritte Teil handelt von einer Zypern-Krise in welcher Urquhart in seiner Jugend involviert war. Jetzt holt ihn die Vergangenheit ein. Zusätzlich muss er sich mit einer internen Regierungskrise auseinandersetzen die seinen Posten als Premierminister gefährdet. Ihm merkt man inzwischen eine gewisse Abnutzung an. Der Francis Urquhart aus dem ersten Teil der Trilogie hätte vermutlich die Krise besser bewerkstelligt als der inzwischen gealterte Regierungschef. Das Ende ist drastisch aber in seiner Intensität nicht mit dem Finale von Episode 4 vergleichbar. Das Ende dort hat mich danach noch für Stunden beschäftigt.
3 Sterne
Man merkt schon, besonders überschwenglich bin ich in der Bewertung nicht. Aber ich will es relativieren: Die Trilogie hat mir gut gefallen. Die Charaktere sind spitze, nur die Handlung ist teilweise ermüdend. Allen voran ist natürlich die schauspielerische Leistung von Ian Richardson als Francis Urquhart zu würdigen. Sein Auftreten, seine Mimik, seine Stimme und Dialoge sind erstklassig und Kevin Spacey wird es schwer haben mich zu überzeugen. - Wenn ich die Serie denn auch mal sehe.
Für Fans der britischen Politik ist das Ganze natürlich schwerstens zu empfehlen. Und im Grunde muss man die Serie auch als Zeichen seiner Zeit betrachten. Nicht zuletzt mit den Brüchen der 4. Wand und den darin ausgesprochenen Botschaften an den Zuseher ist die Serie mehr als nur eine Unterhaltungsserie. Sie ist eine zynische Satire auf die reale Politik. FU weist mehrmals darauf hin: "IHR habt mich gewählt. IHR wolltet mich." Die dargestellten Handlungen mögen natürlich überzeichnet sein, aber das haben Satiren so an sich.
_________________ "Wenn es ein Wunder gibt, heißt es McLane"
(Raumpatrouille Orion, 1966)
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Conelly
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